Aller guten Dinge sind dreizehn: Relaisübersetzung von Märchen

© Theresa Heyer

 

Märchen begleiten uns von Kindheit an, in Geschichten, Filmen und Werbung treffen wir immer wieder auf Märchenmotive, sie sind Teil unseres kulturellen Gedächtnisses. Märchen sind kulturspezifisch und international zugleich – oft „wandern“ sie, tauchen in verschiedenen Versionen in mehreren Sprachen und Ländern auf und enthalten dabei doch viele Elemente, die Ausdruck einer ganz bestimmten Kultur sind. Ein hochinteressantes Thema für Übersetzer und Translationswissenschaftler also.

2017-19 fand am FTSK und an unserer Moskauer Partneruniversität, der MGLU, ein sprachübergreifendes Märchenprojekt statt. Dabei übersetzten Germersheimer Studierende mit verschiedenen Muttersprachen Märchen aus ca. zwei Dutzend Sprachen – von „großen“ wie Englisch, Französisch oder Arabisch über „kleinere“ wie Niederländisch und Polnisch bis hin zu solchen, die offiziell gar nicht auf dem Stundenplan stehen, wie Katalanisch, Ukrainisch, Kurdisch oder Usbekisch – ins Deutsche. In Moskau wurden diese deutschen Übersetzungen dann weiter ins Russische übersetzt. Zeitgleich wurden in Moskau Märchen z. B. aus sibirischen Sprachen ins Russische und dann am FTSK weiter ins Deutsche übersetzt. Deutsch und Russisch fungierten also als „Relaissprachen“, sodass am Ende jeweils dreisprachige Fassungen entstanden. Dabei erweiterten die Projektteilnehmer nicht nur ihr praktisches Wissen über das literarische Übersetzen, sondern demonstrierten auch auf eindrucksvolle Weise die Kultur- und Sprachenvielfalt an beiden Universitäten. Dank der großzügigen Förderung durch das Zentrum für Interkulturelle Studien (ZIS) sowie Gazprom Germania wurden 13 Märchen aus dem eurasischen Raum ausgewählt und sind als zweisprachige, illustrierte Publikation erschienen.

Veröffentlichung:
Märchen aus Eurasien
Hanne Wiesner, Maria Tomskaya, Birgit Menzel und Innara Guseynova (Hrsg.)
Llux Verlag 2020

ISBN 978-3-938031-84-1