Am 3.2.2025 ist im Alter von 78 Jahren die langjährige Rektorin der Staatlichen Linguistischen Universität Moskau (MGLU), Prof. Dr. Irina Ivanovna Chaleeva, verstorben.
Die in Nordkorea geborene Tochter eines Obersten der Roten Armee lernte die deutsche Sprache zunächst an der sowjetischen Botschaftsschule in Ostberlin und studierte in den 1960er Jahren Germanistik am Maurice-Thorez-Fremdspracheninstitut. Die habilitierte Germanistin und Fremdsprachendidaktikerin Irina Chaleeva hatte zahlreiche Ämter inne, u.a. war sie Vorsitzende des russ. Deutschlehrerverbandes und zuständig für die Sprachenpolitik des Europarats. Als Rektorin baute sie ihre Alma Mater, seit 1990 in MGLU umbenannt, zielstrebig zur führenden Fremdsprachenhochschule des Landes um. Die Hochschule bildete seitdem nicht nur Fachleute für Fremdsprachen, Übersetzen und Dolmetschen aus, sondern setzte auch neue Maßstäbe in neuen Studiengängen, die Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Journalismus, Tourismus und Regional Studies mit dem intensiven Studium zweier Fremdsprachen kombinierte. Als Vorsitzende der Kommission für curriculare Entwicklung im Bereich Linguistik (UMO) setzte sie mit ihrem Team federführend die Bologna-Reform in Russland um und führte moderne Standards ein. Unter Irina Chaleeva wurden an der MGLU zahlreiche Regionalzentren eröffnet, darunter das Deutsche Zentrum und die Österreichbibliothek sowie mehrere Zentren für Sprachen im postsowjetischen Raum.
Irina Chaleeva stand auch am Anfang der seit 1989 bestehenden Universitätspartnerschaft mit der Universität Mainz, die bis 2022 einen intensiven Studierenden- und Dozierendenaustausch ermöglichte. Diese Partnerschaft lag ihr besonders am Herzen, sie war mehrmals in Germersheim zu Forschungs- und Lehraufenthalten. Die Delegationen der JGU kamen bei Aufenthalten in Moskau in den Genuss der großzügigen Gastfreundschaft der MGLU.
Der Deutsche Akademische Austauschdienst sandte seit 1986 regelmäßig DAAD-Lektoren an die MGLU, darunter auch Absolventen des FB06 sowie den späteren Mitarbeiter am Arbeitsbereich Russisch, Dr. Stephan Walter, der dort in einer Zeit besonders intensiver Kontakte tätig war (2001-2007).
Für ihre Verdienste um die Förderung der deutschen Sprache in der Russischen Föderation wurde Frau Chaleeva 2005 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Die Verstorbene ist den Kolleginnen der JGU als entschlossene und weitsichtige Persönlichkeit in Erinnerung, die die deutsch-russischen Hochschulbeziehungen im Allgemeinen und die Partnerschaft zwischen unseren beiden Universitäten maßgeblich mitgestaltet hat.
Unser Mitgefühl gehört den Angehörigen.
In stillem Andenken
der Arbeitsbereich Russisch